Hans Hillmann
Wer den Namen Hans Hillmann hört, denkt sofort an seine berühmten Filmplakate. Und doch ist sein Lebenswerk wesentlich breiter gefächert. In Graphis 175 berichteten wir von seinen skurrilen Bildergeschichten, und heute möchten wir in einem Rückblick, neben seinen Plakaten, auch auf seine Zeitschriften- und Buchillustrationen aufmerksam machen.
Hans Hillmann gehört zu den aussergewöhnlichsten Graphikern unserer Zeit und trotzdem fällt es schwer, über sein bisheriges Werk zu schreiben. Wer versuchen würde, ihn mit einem zeitbedingten oder einem persönlichen Stil zu charakterisieren, scheitert hoffnungslos. Denn allzusehr ist seine künstlerisch graphische Darstellung vom Intellekt gelenkt, und andererseits dienen seine geistreichen Einfälle scheinbar nur für den einen Zweck einer optisch künstlerischen Verwirklichung. Erschwert wird diese Festlegung seines Schaffens noch durch die von ihm verwendeten unterschiedlichen Mittel: Bleistift- und Federzeichnung, Malerei, Linolschnitt, Collage und Photographie. Alles ist ihm recht, um den von ihm vertretenen Gedanken sichtbar zu machen. Wie so oft, liegt auch hier die Wahrheit in der Mitte, in der glücklichen Vereinigung zwischen Idee und visueller Darstellung. Das Ergebnis ist bei Hillmann derart überzeugend, dass die Person des »Machers« zumeist völlig zurücktritt. Die geistig konzeptionelle Erarbeitung von Werbemitteln ist heute ein selbstverständliches Erfordernis, und es werden dafür oft eine Vielzahl von kreativ Tätigen herangezogen. Und je nach Überzeugungskraft dominiert nach Fertigstellung des Plakates, der Anzeige, oder was es auch immer sei, der Gag, der Slogan, die Photographie oder die Graphik. Hans Hillmann vereint in sich mehrere dieser Komponenten und, das ist das Geheimnis seiner Arbeiten, sie konkurrieren nicht miteinander. Förderlich für sein späteres Schaffen war seine Begegnung mir Werner Schwier, dem damaligen künstlerischen Leiter des Verleihs »Neue Filmkunst Walter Kirchner«. In einem Interview, das er 1974 der Redaktion der polnischen Zeitschrift PROJEKT gab, äusserte er sich auf die Frage nach der Entstehung seiner Plakate folgendermassen: »Die Konzeption gründet sich auf Einstellungen, die dem Verleih und mir gemeinsam sind. Wir lehnen die irreführenden Übertreibungen, die in der Filmbranche besonders krass sind, ab und wollen an ihre Stelle präzisere und nüchternere Informationen setzen, z. B. anstatt der vorrangigen Nennung der Stars die Regisseure als Autoren der Filme vorstellen. Da es um Filmkunst geht, ist es naheliegend, auch in der Graphik, im Plakat, entsprechende, nicht banale Mittel einzusetzen.« Und an anderer Stelle sagt er: »Nachdem das Medium Plakat mich dazu gebracht hat, Bild und Text als etwas sich wechselseitig Ergänzendes zu sehen, das Bild sehr stark »plakativ«, zu konzentrieren, habe ich mich sehr gern daran gemacht, neue Zugänge zur Illustration zu finden.« Dank seiner unversiegbaren Phantasie und bildnerischen Intelligenz wird uns Hillmann wohl weiterhin mit Werken überraschen, die sich so gar nicht in die ständig wechselnden künstlerischen Modeströmungen unserer Zeit einordnen lassen.
Hans Hillmann wurde 1925 in Nieder-Mon/Schlesien geboren und erhielt seine künstlerische Ausbildung von 1948 bis 1953 an der Staatlichen Schule Handwerk und Kunst sowie an der Staatlichen Werkakademie, beide in Kassel. Anschliessend arbeitete er freiberuflich in Kassel und lebt seit 1956 in Frankfurt am Main, wo er in einem abbruchreifen Hinterhaus – einer ehemaligen Druckerei – sein Atelier hat. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit lehr er als Professor für Graphik an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Kassel. Seine Plakate wurden auf Ausstellungen in aller Welt gezeigt, und kaum zu zählen sind all die Auszeichnungen, die er bisher erhielt, unter anderem den «Grand Prix Toulouse-Lautrecs«, 1962.
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